Trauermarsch in Augsburg: »Weltbild«-Beschäftigte wehren sich gegen Arbeitsplatzvernichtung
Mehrere hundert »Weltbild«-Beschäftigte haben am Samstag mit einem Trauermarsch durch Augsburg gegen das Outsourcing des Customer Care Centers (CCC) des kircheneigenen Unternehmens demonstriert. Der gesamte Kundendienst der Versandhandels- und Geschäftskette soll an Fremdfirmen übertragen, um Kosten zu sparen – ohne Rücksicht auf Beschäftigte oder Kunden. Belegschaft, Betriebsrat und die Gewerkschaft ver.di stemmen sich mit aller Kraft gegen diese Pläne, durch die rund 140 tariflich bezahlte Arbeitsplätze in Augsburg vernichtet werden würden: »Wir sind bereit, um unsere Arbeitsplätze zu kämpfen!«
Betriebsrat und Belegschaft haben in den letzten Wochen mehrfach das Gespräch mit der Geschäftsführung gesucht, um alternative Konzepte zu prüfen. Die Beschäftigten wollen das CCC optimieren, um die Kunden ideal zu bedienen und gleichzeitig Kosten zu sparen. Allein: Die Geschäftsführer Carel Halff und Dr. Martin Beer »hören nicht zu«, wie die ver.di-Vertrauensleute auf einem Internetblog formulieren. Stattdessen hat die Geschäftsführung jetzt das Arbeitsgericht angerufen, um den Betriebsrat in Verhandlungen über Abfindungen zu zwingen. Dieser sieht Kündigungen jedoch nur als das allerletzte Mittel: »Bevor wir nicht darüber geredet haben, wie Entlassungen vermieden werden können, wollen wir nicht über Abfindungen feilschen.«
Zudem glaubt ver.di, dass »Weltbild« ohne einen qualifizierten Kundendienst noch tiefer in die Krise rutschen wird. »Jetzt sind kreative und nachhaltige Maßnahmen gefragt, die eine echte Antwort auf die veränderten Marktbedingungen darstellen. Mit kurzsichtigen Kostensenkungsprogrammen gefährdet die Geschäftsführung weitere Arbeitsplätze in Augsburg.«
Auch der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa ließ sich verleugnen, als die Teilnehmer des Trauermarsches am Samstag an seine Tür klopften. Das Bistum, zu 11,7 Prozent Miteigentümer von »Weltbild«, hat 15 Millionen Euro für die »Restrukturierung« des Unternehmens locker gemacht – wegen der »besonderen Sorge für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«, wie es auf der Homepage des Bistums heißt. Damit soll dann aber auch Schluss sein: »Diözesansteuerausschuss, Diözesanvermögensrat und Diözesanleitung sehen in diesem außerordentlichen Engagement allerdings einen abschließenden Beitrag des Bistums Augsburg zu der Restrukturierung der Verlagsgruppe Weltbild.« Um die Zukunft der gefeuerten Beschäftigten kümmern sich die finanzkräftigen Seelsorger nicht. Die können ja »Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes«, wie ein weiterer Artikel auf der Internetseite überschrieben ist.
Übernommen von RedGlobe
Blog der ver.di-Vertrauensleute: weltbild-verdi.blogspot.de