Vor zehn Jahren starb unsere Genossin Anni Pröll
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes — Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) hat mit einer Pressemitteilung an den zehnten Todestag der Augsburger Ehrenbürgerin, Antifaschistin und Kommunistin Anna »Anni« Pröll erinnert. Ihren 100. Geburtstag am 12. Juni begeht die VVN-BdA zudem mit einer Filmveranstaltung im Thalia-Kino.
Am Samstag jährt sich zum zehnten Mal der Todestag der Augsburger Ehrenbürgerin Anna (Anni) Pröll. Die am 12. Juni 1916 geborene und am 28. Mai 2006 gestorbene Antifaschistin gehörte zu den bekanntesten Persönlichkeiten Augsburgs, die Widerstand gegen die Barbarei des Hitlerfaschismus geleistet haben, und setzte sich Zeit ihres Lebens für Frieden und Völkerverständigung ein. Sie selbst sagte dazu einmal: »Mitten im Ersten Weltkrieg bin ich geboren. Als ich das Laufen lernte, war immer noch kein Frieden. Und als ich Nachdenken lernte, sprach man wieder vom Krieg. 1939 habe ich selbst erfahren, was Krieg für die Menschen bedeutet. Und im hohen Alter bin ich wieder eine von denen, die gegen den Krieg auftreten.«
Anna Nolan wuchs in einer Augsburger Weberfamilie auf. Schon als junges Mädchen in der Weimarer Republik lernte sie politische Verfolgung kennen: Ihr Vater wurde wiederholt wegen seiner politischen Tätigkeit für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) verhaftet, auch die Mutter wurde eingesperrt. Die Eltern verloren deshalb ihre Arbeitsplätze und mussten mit den Kindern die Werkswohnung verlassen.
Als Konsequenz aus dieser Erfahrung schloss sich Anna im Alter von 16 Jahren dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) an. Wenige Monate später übernahmen die Faschisten die Macht in Deutschland. Anna gehörte zu denen, die aktiven Widerstand gegen das NS-Regime leisteten. Wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« wurde sie verhaftet und verurteilt. Es folgten 26 Monate Gefängnis und anschließend, 1936, die Einlieferung in das Frauenkonzentrationslager Mohringen. Sie überlebte durch Unterstützung von Mitgefangenen und wurde 1937 entlassen. 1938 heiratete sie Josef Pröll, der unter den Nazis ebenfalls bereits mehrere Jahre Haft erlitten hatte und 1939 erneut für mehrere Jahre eingesperrt wurde.
Nach der Befreiung vom Faschismus war Anna Pröll Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und engagierte sich bis ins hohe Alter in der Friedensbewegung und im Kampf gegen Atomwaffen sowie in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Für ihren Einsatz im Interesse des Friedens und der Menschenrechte wurde sie – spät – mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und zur Ehrenbürgerin der Stadt Augsburg ernannt.
Aus Anlass ihres 100. Geburtstages erinnert die VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) an Anna Pröll am Sonntag, 12. Juni 2016, mit dem Dokumentarfilm »Anna, ich hab Angst um dich«. Die Veranstaltung beginnt um 11.00 Uhr im Thalia-Kino am Obstmarkt